Romhacking

Aus Makerpendium.de
Epic Racers von Stifu, eine Totalkonversion von Super Mario Kart, mit neuen Strecken und Charakteren

Mit Romhacking wird das Verändern sogenannter Rom-Dateien von Videospielen bezeichnet. Das Spektrum der möglichen Änderungen ist groß und reicht vom Austauschen einzelner oder mehrerer Grafiken und Texte bis hin zum Einfügen oder Entfernen ganzer Levels oder auch tiefen Eingriffen in die Gameplay-Mechaniken (Total Conversion).

Eine deutsche Übersetzung von Final Fantasy 2, von PhoenixDown

Eine der häufigsten Arten von Romhacking sind Fanübersetzungen von Spielen. Meist sind dies Titel, die nur auf einem regionalen Markt veröffentlicht wurden (häufig Japan) und über Fanübersetzungen einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Häufig wurden auch rein englischsprachige Spiele etwa auf Deutsch, Französisch und viele weitere Sprachen übersetzt. Teilweise dienten auch englische Fanübersetzungen als Basis dafür, Spiele in weitere Sprachen zu lokalisieren.

Ein Hexeditor (hier Bless Hex Editor) in Aktion

Romhacking wird üblicherweise mittels eines Hex-Editors oder spezieller Tools bewerkstelligt. Für einige populäre Spiele gibt es sogar grafische Leveleditoren, die Modifikationen vereinfachen. Die Veränderungen werden anschließend entweder direkt in das Rom gespeichert, oder es wird ein IPS-Patch erstellt, der später von Nutzern selbst auf ein Rom angewandt wird. Letztere Variante erlaubt die Verbreitung von Romhacks ohne größere rechtliche Bedenken. Das modifizierte Rom wird in der Regel dann mit einem Emulator ausgeführt und gespielt. Auch die Ausführung auf Originalhardware ist mittels spezieller Module theoretisch möglich, geschieht in der Praxis aber eher selten.

Eine Hochphase erlebte Romhacking Ende der 1990er-Jahre, die bis in die frühen 2000er anhielt. Später scheint das Interesse daran wieder abgeflacht zu sein. Verursacht wurde das Interesse maßgeblich durch Übersetzungen vieler Spiele ins Englische, speziell RPGs, die nur in Japan offiziell erschienen waren. Im deutschsprachigen Raum gab es auch eine ganze Reihe von Gruppen, die Spiele ins Deutsche übersetzten.

Um Romhacking herum bildete sich, ähnlich wie beim RPG Maker, eine aktive Szene und Community mit einer eigenen „Identität“, die bis heute in einschlägigen Foren, IRC-Kanälen sowie zunehmend auch auf Discord aktiv ist. Die Romhacking-Szene war von Anfang an sehr international und die meisten Foren daher englischsprachig.

Bezug zur Maker-Szene

Die Maker-Szene außerhalb Japans wurde im Wesentlichen durch die Romhacking-Gruppe KanjiHack begründet. Die ersten westlichen Maker-Nutzer gehörten dementsprechend zu einem Kreis an technikaffinen RPG-Enthusiasten, die sich mit JRPGs und deren Emulation beschäftigten und auch ein starkes Interesse an Fanübersetzungen hatten. Aus diesem Anfangs elitären Kreis verbreitete sich der Maker erst etwas später in breitere Schichten.

KanjiHack übersetzte ab 1998 die beiden für das SNES nur in Japan erschienen RPG Maker: Super Dante und RPG Maker 2 ins Englische. Mit Fantasy Maker's Vault starteten sie auch die erste nicht-japanische Webseite, die man als „Maker-Community“ bezeichnen konnte. Mit den übersetzten SNES-Makern gemachte Spiele konnten dort als Emulator-Spielstand eingesendet und von anderen Nutzern heruntergeladen werden. Auch Don Miguel wurde so auf die Maker-Reihe aufmerksam. KanjiHack begann wenig später eine englische Übersetzung des RPG Maker 95, löste sich aber Anfang 1999 auf. Don Miguel stellte diese begonnene Übersetzung dann einige Monate später fertig und übersetzte 2000 dann auch den RPG Maker 2000.

Viele weitere Personen der frühen Maker-Szene hatte einen Bezug zum Romhacking: PhoenixDown etwa erstellte mehrere inoffizielle Übersetzungen von NES-Spielen und trat selbst der Romhacking-Gruppe „Star-Trans“ bei. Der französische Entwickler Stifu war ebenfalls ein Urgestein in der Romhacking-Community. GSandSDS thematisierte 2000 auf seinem RPG-Reich via Romhacking erstellte Fanübersetzungen ebenso wie dies auf SquareNet und dessen Vorläufern der Fall war. Auch Cool Moe Di, der Ersteller von Crystals of Time war Mitglied einer Rom-Übersetzergruppe, „Enigma Translations“. Das Projekt R-PG Minerva setzte sich aus Angehörigen der Maker- und der Romhacking-Szene zusammen.

Siehe auch

Links

Öffnen
● Szene-Wissen und Netzkultur